Wer einen eigenen Livestream auf die Beine stellen möchte, steht unweigerlich vor der Frage, welche technischen Voraussetzungen es hierbei gibt. Neben geeigneter Streaming-Hardware wie einem leistungsstarken Computer oder Encoder, Mikrofon, Kamera und Beleuchtung ist auch die passende Internetleitung ein essentieller Punkt. Wir zeigen Ihnen, worauf bei der Internetleitung geachtet werden sollte, damit Ihr Stream reibungslos läuft.
Darauf kommt es bei der Internetleitung an
Bei Ihrer Internetverbindung zum Streamen muss vor allem eine ausreichende Upload-Geschwindigkeit gewährleistet sein. Spielen Sie Online-Games mit anderen menschlichen Gegnern, ist zudem ein guter Ping essentiell. Wir erklären Ihnen nachfolgend beide Begriffe etwas ausführlicher und geben Ihnen Zielwerte an die Hand, an denen Sie sich für Ihren Stream orientieren können. Wir zeigen Ihnen auch, welche Internet-Anschlussart sich am ehesten eignet, um die Zielgrößen zu erreichen und was Sie noch tun können, wenn die Latenz zu groß oder die Upload-Geschwindigkeit zu gering ist.
Ausreichende Bandbreite zum Streamen
Was bedeutet Bandbreite?
Die Internetgeschwindigkeit (Bandbreite) kann in Download- und Upload-Geschwindigkeit eingeteilt werden. Beides wird in der Regel in Mbit/s (Megabit pro Sekunde) angegeben.
Die Upload-Geschwindigkeit gibt an, wie schnell Daten von deinem Gerät ins Internet übertragen werden können. Diese ist maßgeblich für einen funktionsfähigen Stream.
Die Download-Geschwindigkeit hingegen gibt an, wie schnell Daten aus dem Internet auf dein Gerät geladen werden können. Diese ist beispielsweise dann relevant, wenn Sie Online-Games in Ihrem Stream spielen möchten.
Welche Faktoren haben einen Einfluss auf die benötigte Bandbreite?
Welche Bandbreite genau zum Streamen notwendig ist, kann man nicht generell beantworten.
Dies hängt einerseits davon ab, mit welcher Auflösung und wie viel Frames pro Sekunde Sie streamen möchten. Hierbei gilt: Je höher die Auflösung und die Frames pro Sekunde, desto höher die benötigte Bitrate und Upload-Geschwindigkeit zum Streamen. Andererseits spielt es eine Rolle, welcher Inhalt übertragen werden soll. Ein sehr bewegtes Bild (wie beispielsweise beim Spielen von schnellen oder sehr detaillierten Computerspielen) erfordert eine höhere Bitrate und damit verbunden auch eine höhere Upload-Geschwindigkeit als ein sehr ruhiges Bild (wie beispielsweise bei einem ruhigen Vortrag). Alternativ zur höheren Bitrate kann mittels leistungsstärkerer Hardware auch eine niedrigere CPU-Auslastungsvoreinstellung in Streaming Software gewählt werden, die den Stream stärker komprimiert und so bei gleicher Bitrate für bessere Bildqualität sorgt.
Möchten Sie in Ihrem Stream Online-Spiele auf Ihrem Rechner spielen, benötigen Sie zudem eine geeignete Download-Geschwindigkeit. Da die Daten, die von den Spiele-Servern zu Ihnen übertragen werden, jedoch auf ein Minimum begrenzt sind, um ein gutes Spielerlebnis zu gewährleisten, benötigen Sie keine besonders große Internetleitung. Da zudem die Upload-Geschwindigkeit bei den meisten Internettarifen deutlich unter der Download-Geschwindigkeit liegt, sollten Sie vor allem auf eine geeignete Upload-Geschwindigkeit achten.
Welche Bandbreite wird zum Streamen benötigt?
Die großen Streaming-Plattformen haben jeweils eigene Empfehlungen für die Bitrate bei verschiedenen Auflösungen und Frames. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die eingestellte Video- und Audio-Bitrate zusammengenommen maximal 80% der zur Verfügung stehenden Upload-Geschwindigkeit betragen sollte, da es beim Encoding zu Schwankungen in beide Richtungen kommen kann. Auf den meisten Plattformen beträgt die empfohlene Audio-Bitrate 128 kbit/s. Nachfolgende Übersicht gibt einen Überblick über die von den Plattformen empfohlene Video-Bitrate für verschiedene Auflösungen und Frames pro Sekunde und die dafür benötigte Upload-Geschwindigkeit.
Twitch
Auflösung & Framerate | Bitrate | Upload-Geschwindigkeit |
---|---|---|
720p @ 30fps | 3000 kbit/s | 3.75 Mbit/s |
720p @ 60fps | 4500 kbit/s | 5.625 Mbit/s |
1080p @ 30fps | 4500 kbit/s | 5.625 Mbit/s |
1080p @ 60fps | 6000 kbit/s | 7.5 Mbit/s |
YouTube
Auflösung & Framerate | Bitrate | Upload-Geschwindigkeit |
---|---|---|
720p @ 30fps | 1500 – 4000 kbit/s | 1.875 – 5 Mbit/s |
720p @ 60fps | 2250 – 6000 kbit/s | 2.8125 – 7.5 Mbit/s |
1080p @ 30fps | 3000 – 6000 kbit/s | 3.75 – 7.5 Mbit/s |
1080p @ 60fps | 4500 – 9000 kbit/s | 5.625 – 11.25 Mbit/s |
1440p @ 30fps | 6000 – 13000 kbit/s | 7.5 – 16.25 Mbit/s |
1440p @ 60fps | 9000 – 18000 kbit/s | 11.25 – 22.5 Mbit/s |
2160p @ 30fps | 13000 – 34000 kbit/s | 16.25 – 42.5 Mbit/s |
2160p @ 60fps | 20000 – 51000 kbit/s | 25 – 63.75 Mbit/s |
Auflösung & Framerate | Bitrate | Upload-Geschwindigkeit |
---|---|---|
720p @ 30fps | 400 – 1000 kbit/s | 0.5 – 0.8 Mbit/s |
720p @ 60fps | 2250 – 6000 kbit/s | 2.8125 – 7.5 Mbit/s |
1080p @ 30fps | 3000 – 6000 kbit/s | 3.75 – 7.5 Mbit/s |
1080p @ 60fps | 4500 – 9000 kbit/s | 5.625 – 11.25 Mbit/s |
Wie Sie sehen, ist für einen Stream in guter Qualität bei 1.080p und 60fps in vielen Fällen bereits eine Upload-Geschwindigkeit von 10 Mbit/s ausreichend.
Wichtig zu beachten ist in jedem Fall, dass Sie sich nicht unbedingt auf die vom Internet-Provider ausgeschriebene Upload-Geschwindigkeit bei Ihrem Tarif verlassen dürfen, denn hierbei handelt es sich lediglich um einen maximal erreichbaren Wert. Welche Bandbreite tatsächlich erreichbar ist, lässt sich nur durch Internet-Speed-Tests bestimmen. Am besten sind mehrere Tests an verschiedenen Wochentagen und zu unterschiedlichen Uhrzeiten. Die niedrigsten erzielten Messwerte sind maßgeblich für Ihren Stream, da Sie jederzeit damit rechnen müssen, dass die Upload-Geschwindigkeit auf diese Werte fällt.
Geringe Latenz
Was bedeutet Latenz?
Die Verzögerung zwischen dem Aussenden eines Datenpakets und dem eintreffenden zurückgesendeten Datenpaket wird als Latenz bzw. Ping bezeichnet. Diese wird in Millisekunden gemessen und ist beim Streaming besonders dann relevant, wenn Online-Games gegen menschliche Gegner gespielt werden. In diesem Fall misst die Latenz die Zeit, die benötigt wird, um Ihre Daten an den Spiele-Server und die Antwort des Servers an Sie zu senden. Ist der Ping zu hoch, haben Sie gegenüber Ihren Gegnern aufgrund von Verzögerungen oder sogar kurzfristigen Aussetzern im Spiel einen deutlichen Nachteil.
Wie groß sollte die Latenz maximal sein?
Allgemein lässt sich sagen, dass ein Ping über 100 Millisekunden in fast jedem Spiel als störend empfunden wird. Spielen Sie schnelle Spiele, ist ein Ping von maximal 50 Millisekunden akzeptabel. Optimal ist ein Ping unter 30 Millisekunden.
Geeignete Anschlussarten zum Streamen
Ob Ping und Upload-Geschwindigkeit ausreichend für Ihren Stream sind, hängt auch maßgeblich von der Internet-Anschlussart ab. Um es vorwegzunehmen: Für einen nicht-mobilen Stream eignet sich am besten ein VDSL- oder Glasfaser-Anschluss, denn mit beiden Arten kann sowohl eine geeignete Bandbreite als auch ein guter Ping erzielt werden. Gibt es diese Möglichkeiten an Ihrer Streaming-Location nicht, eignet sich auch LTE, wobei gerade die Latenz stark schwanken kann. Wir erklären Ihnen anschließend etwas ausführlicher, warum welche Anschlussart für eigene Livestreams in Frage kommt oder nicht.
Kabel
Kabelanschlüsse sind verlockend, da die Internetanbieter mit hohen Bandbreiten zu fairen Preisen werben. Zu beachten ist hierbei, dass gerade bei Kabelanschlüssen die versprochenen Bandbreiten oft nicht eingehalten werden können. Dies liegt zum großen Teil daran, dass alle Kunden mit einem Kabelanschluss über einen Verteilerkasten die zur Verfügung gestellte Bandbreite teilen und der Netzausbau der hohen Nachfrage nach Kabelanschlüssen in den letzten Jahren nicht gerecht werden konnte. Somit teilen sich häufig zu viele Nutzer die Bandbreite und gerade in den Abendstunden oder am Wochenende kann es daher zu Engpässen bei der Download- und Upload-Geschwindigkeit kommen. Wer eine stabile Upload-Geschwindigkeit für den eigenen Stream benötigt, ist daher (trotz hoher gebuchter Bandbreite) mit einem Kabelanschluss häufig nicht gut bedient.
DSL
Bei einem DSL-Anschluss handelt es sich meistens um einen ADSL-Anschluss (Asymmetric Digital Subscriber Line). Dies bedeutet, dass die Download-Geschwindigkeit deutlich höher ist als die Upload-Geschwindigkeit. Internetanbieter stellen auf ihren Websites meist die Download-Geschwindigkeit der Tarife in den Fokus. Da die Upload-Geschwindigkeit in der Regel deutlich geringer ist als die Download-Geschwindigkeit, lohnt sich ein zweiter Blick auf die genauen Eckdaten der Tarife.
Die Übertragung erfolgt bei regulären DSL-Anschlüssen lediglich über ein Kupferkabel und damit ist die Übertragungsgeschwindigkeit eingeschränkt. Sie erreicht dann maximal 16 Mbit/s im Download und 1 Mbit/s im Upload. Für den eigenen Livestream eignen sich diese Leitungen nicht, da die Upload-Geschwindigkeit deutlich zu gering ist.
Bei VDSL-Anschlüssen kommen sowohl Kupfer- als auch Glasfaserkabel zum Einsatz, wobei das Glasfaserkabel bis zum Verteilerkasten reicht. Mit diesen kann eine höhere Übertragungsgeschwindigkeit erreicht werden. Die Datentarife bei den Internetanbietern reichen bis 250 Mbit/s im Upload und 40 Mbit/s im Download. VDSL-Anschlüsse bieten damit grundsätzlich eine geeignete Upload-Geschwindigkeit für Ihren eigenen Livestream. Wie viel davon allerdings wirklich bei Ihnen ankommt, sollten Sie mit Internet-Speed-Tests prüfen. Auch die Latenz sollte sich bei VDSL-Anschlüssen in Grenzen halten und zwischen 10 und 30 Millisekunden liegen.
Glasfaser
Bei wem bereits Glasfaser-Leitungen bis ins Haus (FTTB – Fibre To The Building) oder bis in die eigene Wohnung (FTTH – Fibre To The Home) reichen, sind sogar Anschlüsse bis 1.000 Mbit/s bzw. 1 Gbit/s und 200 Mbit/s im Upload verfügbar. Entsprechend bieten Glasfaser-Leitungen mehr als genug Bandbreite im Upload für einen eigenen hochwertigen Stream. Auch die Latenz ist eher gering und liegt in der Regel zwischen 5 und 20 Millisekunden.
Der Ausbau kommt in Deutschland allerdings nur sehr schleppend voran, sodass komplette Glasfaser-Verbindungen noch sehr selten sind.
LTE
LTE-Tarife sind je nach Anbieter bis zu 500 Mbit/s im Download und 100 Mbit/s im Upload erhältlich. Prinzipiell ist dies von der Bandbreite her zum Streamen ausreichend. Jedoch ist die angegebene Download- und Upload-Geschwindigkeit grundsätzlich als Gesamtkapazität in einem Gebiet zu verstehen. Je mehr Nutzer eine Funkzelle gleichzeitig nutzen, desto geringer ist die tatsächlich erreichbare Download- und Upload-Geschwindigkeit. Auch beispielsweise das Wetter kann einen negativen Einfluss auf die LTE-Verbindung haben. Aus diesen Gründen kann es zu erheblichen Schwankungen bei der verfügbaren Bandbreite kommen, die Sie schwer kontrollieren können. Zusätzlich kann Ihr Ping in einem Bereich zwischen 10 und 80 Millisekunden liegen.
Grundsätzlich gilt: Sofern die Möglichkeit besteht, eine VDSL- oder Glasfaser-Leitung mit genügend Bandbreite zum Streamen zu nutzen, ist dies die bessere Wahl. Gibt es diese Möglichkeit an Ihrem Streaming-Ort nicht, kann auch mit LTE ein stabiler Stream veranstaltet werden. Lediglich Online-Gaming kann wegen der Latenz problematisch werden. Eine stabilere LTE-Verbindung ist mittels Bonding mehrer Verbindungen unterschiedlicher Provider möglich. Dabei werden Schwankungen oder Ausfälle eines Providers durch die anderen Verbindungen ausgeglichen. Hierfür bedarf es allerdings dann mehrerer Tarife unterschiedlicher Provider sowie spezieller Software oder Hardware für das Bonding selbst.
Tipps und Tricks
Eine niedrige Upload-Geschwindigkeit oder hohe Latenz kann sehr vielfältige Gründe haben und muss nicht unbedingt mit Ihrem Internet-Provider zusammenhängen. Nachfolgend finden Sie ein paar Tipps, wie Sie die Upload-Geschwindigkeit und Latenz gegebenenfalls optimieren können.
Internet per Netzwerkkabel statt WLAN
Wer die Möglichkeit dazu hat, sollte seinen Streaming-Rechner per Netzwerkkabel an den Router anschließen, um eine möglichst stabile und gute Upload-Geschwindigkeit mit geringer Latenz zu erreichen. WLAN kann nur bei optimalen Empfangsbedingungen (geringe Entfernung, keine Wände zwischen Router und Rechner) eine gute Internetverbindung gewährleisten.
Gleichzeitige Downloads und Uploads vermeiden
Um die Upload-Geschwindigkeit nicht negativ zu beeinflussen, sollten weitere Uploads (wie das Hochladen von Daten in die Cloud) während des Streams vermieden werden. Da auch Downloads die Upload-Geschwindigkeit und auch Latenz beeinflussen können, sollten Sie ebenfalls beispielsweise vermeiden, nebenbei einen Film oder Musik zu streamen.
Überflüssige Geräte aus dem Netzwerk entfernen
Das Entfernen von überflüssigen Geräten aus dem Netzwerk verhindert, dass diese die Upload-Geschwindigkeit beim Streamen beeinträchtigen oder die Latenz erhöhen.
Überflüssige Software schließen
Das Netzwerk kann durch überflüssige Software, die im Hintergrund läuft, belastet werden. Um Bandbreite und Latenz zu optimieren, sollte geprüft werden, welche Software wirklich zeitgleich notwendig ist.
Veraltete Hardware und Software vermeiden
Eine zu geringe Upload-Geschwindigkeit kann auch zustande kommen, wenn Sie veraltete Hardware wie Modem oder Router verwenden. Prüfen Sie daher bei Internetproblemen, ob diese sich eventuell mit aktuellerer Hardware beheben lassen. Auch veraltete Treiber können einen negativen Einfluss haben.
Entfernen Sie Malware und nutzen Sie Datenschutz-Tools und Ad-Blocker
Die Upload-Geschwindigkeit kann auch durch Malware, Anzeigen oder Tracking-Tools beeinträchtigt werden. Entfernen Sie jegliche Malware, benutzen Sie Ad-Blocker und Datenschutz-Tools, um die Bandbreite zu optimieren.